Pressemitteilung: Kreislaufwirtschaft mit Praxisbezug – Unternehmerfrühstück des IIGP im Albcasino

IIGP-Unternehmerfrühstück: Wie Gipsplatten und Holzgestelle Firmenchefs faszinieren und Impulse für die eigene Produktion geben können

Mit rund 60 angemeldeten Gästen erfreute sich das zweite Unternehmerfrühstück des Zweckverbandes Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb (IIGP) großer Resonanz. Im ehemaligen Bundeswehr-Albcasino auf dem Meßstetter Geißbühl erlebten Vertreter von Firmen und Behörden sowie von Verbänden und anderen Institutionen einen treffsicheren und praxisnahen Vortrag über „Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft“.

Ein jeder kennt sie oder hat sie zumindest schon einmal gesehen: Sie besteht aus neun Klötzen, elf Brettern und 78 Nägeln. Sie ist seit 60 Jahren rund um die Welt im Einsatz und das gleich 600-millionenfach. Sie kann bei einem Eigengewicht von 20 Kilogramm das Einhundertfache davon tragen. Und sollte sie ob der Last, die sie laufend zu schultern hat, auch mal in die Werkstatt müssen, so gibt es 1500 Reparaturbetriebe in über 30 Ländern, die sie wieder einsatzfähig machen. Die Rede ist von der Europalette. Sie ist geradezu ein Paradebeispiel einer funktionierenden und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft nach dem Prinzip „reuse“ (zu deutsch: wiederverwenden), wie Fachleute sagen.

Ein solcher Experte ist Marc Haines. Er war am 28. Mai 2025 zu Gast beim zweiten IIGP-Unternehmerfrühstück und referierte im ehemaligen Bundeswehr-Albcasino auf dem Meßstetter Geißbühl über ein spannendes Thema, das für Unternehmen neue Möglichkeiten und Geschäftsfelder eröffnen kann: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Ja, was sich auf den ersten Blick womöglich ein wenig trocken und theoretisch anhört, ganz nach dem Motto „schon wieder eine Art Klima-Vortrag“, sollte sich aber de facto zum fesselnden Sujet mausern. Das lag zum einen an der willkommenen Kürze von geschätzt keinen 20 Minuten, vor allem aber auch daran, dass sich Marc Haines nicht von Theorem zu Theorem hangelte, sondern mit vielen Beispielen aus der Praxis aufwartete. Seine aufgezeigten Fälle aus dem täglichen Wirtschaftsleben waren allesamt griffig und nachvollziehbar. Und man musste bei Gott kein Unternehmer oder Betriebswirtschaftler sein, um die Sinnhaftigkeit dahinter zu verstehen. Weiter heißt es dazu in einer IIGP-Pressemitteilung:

Nehmen wir die typischen Gipskartonplatten, wie es sie in jedem Baufachgeschäft oder Heimwerkermarkt zu kaufen gibt. Wohl der bekannteste Hersteller davon dürfte das Unternehmen Knaus sein. Genaugenommen sind Gipskartonplatten über Jahrzehnte hinweg ein Abfallprodukt aus der Kohleverstromung gewesen. Im Zuge der Energiewende verknappten sich aber sukzessive die benötigten Rohstoffe für dieses Produkt. Die Herstellerfirma musste sich also neue Quellen erschließen; wirtschaftlich sollten diese auch noch sein. Aber wie nur? Geht nicht, hieß es zunächst. Aber unternehmerische Finesse und das Aufspringen auf den Zug der Nachhaltigkeit wiesen schließlich den Weg in die Zukunft: Ausgediente Gipsplatten werden einfach in den Wirtschaftskreislauf zurückgeholt. Um das besonders effizient zu meistern, werden heutzutage Gipsplatten gleich bei der Herstellung so produziert, dass sie später, sollten sie einmal angeblich ausgedient haben, problemlos in die Ursprungs-Rohstoffe „zerlegt“ werden können. Diese könnten dann einfach wiederverwendet und zu neuen Gipsplatten gefertigt werden. Der Fachmann spricht hier von „refurbish“.

Marc Haines verdeutlichte anhand von Grafiken, wie endlos die Ressourcen auf dieser Welt sind. Schon jetzt verbrauchen wir quasi jene der künftigen Generationen. Umso wichtig ist es nach Ansicht des studierten Architekten, dass Unternehmen bereits verarbeitete Rohstoffe wieder zurücknehmen, aufarbeiten und vor allem genügend davon besitzen. Das Schlimmste sind nach Ansicht Haines Produkte, die nicht wiederverwertbar sind. Verbundmaterialien gehören dazu. „Diese sind tot und können nur noch entsorgt werden“, warnte der Fachmann. Dabei sei es offensichtlich, dass dieser Weg vor dem Hintergrund steigender Deponiegebühren, Ressourcenknappheit und somit immer teureren Rohstoffen und nicht zuletzt EU-Regulatorik für Unternehmen wirtschaftlich immer schwieriger zu gehen sei. Haines eindringlicher Rat an die Wirtschaft: „Überlegen Sie, wie Sie Ihre Materialien wieder zurückbekommen und immer genügend davon haben!“

Unternehmen, die Wirtschaftsgüter herstellen, leben normalerweise vom Verkauf. Aber muss es immer verkaufen sein? Warum nicht eine abgewandelte Variante des Vermietens? Diesem Gedanken folgend, zeigte Marc Haines ein „Rethink“-Beispiel aus den Niederlanden auf: Aufzug als Dienstleistung. Wie das funktioniert? Der Hersteller bleibt Eigentümer der Anlage und sorgt für einen störungsfreien Betrieb; er hat dadurch Interesse an einer möglichst großen Langlebigkeit. Abgerechnet wird mit dem Nutzer des Aufzugs nach Anzahl der Fahrten. Am Beispiel eines Kaufhauses zahlt also dieses als Besitzer, je nach Nutzen, einen Betrag x an den Aufzugshersteller, der ja Eigentümer ist.

Dass man oft neu denken muss, um voranzukommen, zeigen allein diese beiden Fälle. Dabei lebt der Mensch doch so gerne in seiner Komfortzone. In der Welt der Wirtschaft gibt es Parallelen. Viele Unternehmen verlassen sich, bisweilen eingefahren und unbeweglich, auf erfolgreiche Produkte und nachgefragte Leistungen aus der Vergangenheit und ohne über eine Modifizierung zu sinnieren. Dabei könnte das Nachdenken in dieser Hinsicht ganz neue Geschäftsmodelle eröffnen.

Eine Wende ist oft mühsam, zeitintensiv und in den meisten Fällen zunächst mit beträchtlichen Investitionen verbunden. Auf den Nenner brachte es ein aufmerksamer und sehr interessierter Zuhörer des IIGP-Unternehmensfrühstücks, der sinngemäß das passende Schlusswort nach Referat und Diskussionsrunde lieferte: „Das war hochspannend, wir müssen uns verändern, so entstehen neue Märkte und wir müssen den Wandel nicht als Hürde, sondern als Chance begreifen.“

Passt dieser Satz nicht wie gegossen auf das Gelände des Interkommunalen Industrie- und Gewerbeparks Zollernalb und zum einstigen Albcasino der Bundeswehr? Auch auf dem Meßstetter Geißbühl-Areal gibt es einen Neuanfang, ebenso sollen Altgedientes und Noch-Brauchbares wie das Casino im Kreislauf verbleiben. Analog dazu verkündete IIGP-Geschäftsführerin Heike Bartenbach an diesem Mittwochmorgen mit großer Freude: „Wir arbeiten momentan mit Hochdruck am Bebauungsplan, wollen diesen nach Möglichkeit am 1. Juli 2025 offenlegen und 2026 mit der Erschließung zu beginnen.“ Wenn das keine gute Nachricht ist.