Pressemitteilung: Weiterer Meilenstein in Sicht

Noch dieses Jahr soll mit der Erschließung des IIGP-Geländes begonnen werden – Dächer müssen künftig zur Hälfte begrünt sein

Bei der jüngsten Verbandssitzung des Zweckverbandes Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb – kurz IIGP – am 1. Juli ist das Großprojekt Konversion auf dem Meßstetter Geißbühl entscheidende Schritte vorangekommen. Einstimmig beschlossen die Vertreter den nächsten Verfahrensschritt des Bebauungsplans, der nun offengelegt wird. Im nächsten Zug – geplant für Herbst 2025 – könnte mit dem Satzungsbeschluss ein Knopf drangemacht werden und das Gelände neu erschlossen werden. Mit einhergehen damit auch beschlossene Auflagen wie beispielsweise eine 50-prozentige Dachbegrünung, was sich positiv bei der Ökopunkte-Bilanz auswirkt. Ebenfalls eingeleitet sind Kanalsanierungen und eine Konzeptstudie zum Rückbau alter militärischer Anlagen.

Der IIGP-Verbandsvorsitzende, Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft, brachte es auf den Punkt: „Die Erstellung eines Bebauungsplanes für ein Gelände dieser Größenordnung ist ein wahrer Kraftakt und wir haben das in einer beinahe schon rekordverdächtigen Zeit hinbekommen.“ Neun Monate intensive Bearbeitung durch Fachbüros, anwaltliche Beratung inklusive, liegen laut einer IIGP-Pressemitteilung hinter den Verantwortlichen. Hinzu kommt die Vorarbeit: An die 50 Gutachten mussten seit der Umwidmung der Kaserne eingeholt werden. Würde man all die Unterlagen und Untersuchungen, eingegangenen Bewertungen und Stellungnahmen sowie Empfehlungen und was sonst noch alles dazu gehört in Papierform bündeln, ergäben sich einige Aktenordner. Im digitalen Zeitalter wird das Riesen-Pamphlet – so die augenzwinkernde Wortwahl des Vertreters eines Ingenieurbüros – jedoch im Internet (auf www.iigp-zollernalb.de) veröffentlicht und somit für alle Interessierten einsehbar. Die gesetzlich vorgeschriebene „Offenlage des Bebauungsplans“ erfolgt aber auch analog im Rathaus Meßstetten. Das, nachdem die Verbandsversammlung in ihrer Sitzung am 1. Juli einstimmig ihr „Ja“ dazu gegeben hatte. Zuvor erläuterten gleich mehrere per Videokonferenz zugeschaltete Fachleute nur die Kernpunkte dieses mehrere Hundert Seiten Planwerks. Ebenso die Quintessenzen der anderen bedeutenden Vorlagen, die an diesem Dienstagabend ebenfalls einstimmig beschieden wurden. Dazu gehören beispielsweise die „Festsetzung der Dachbegrünung“ und der „Bedarf an Ausgleichsmaßnahmen und Ökopunkten“ samt Verrechnung.

Immer wenn in die Natur eingegriffen oder vorhandene Bebauung in industrielle und gewerbliche Flächen umgewidmet werden, schreibt das Gesetz gleichwertige Natur-Ausgleichsmaßnahmen an anderer Stelle vor. Das gilt auch für Areale wie den ehemaligen Bundeswehrstandort auf dem Meßstetter Geißbühl, selbst wenn das Gelände schon seit Jahrzehnten keine Naturfläche mehr ist. Der geforderte Ausgleich kann auch mit Ökopunkten abgegolten werden. Ökopunkte sind eine Bewertungsgrundlage, die Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Umwelt quantifiziert. Sie werden vergeben, um umweltfreundliches Verhalten oder nachhaltige Projekte zu fördern. Je mehr Ökopunkte eine Maßnahme erhält, desto größer ist ihr Beitrag zum Umweltschutz. Bei der Konversion zum 41,7 Hektar großen Industriestandort muss der Zweckverband 3.396.985 Millionen Ökopunkte einbringen. Durch bereits erledigte und konkret geplante Ausgleichsmaßnahmen können rund 822.000 Ökopunkte erzielt werden. Eine weitere drastische Reduzierung wird durch die vorgeschriebene Dachbegrünung der künftigen Gebäudeflächen erreicht.

Das betrifft alle Flachdächer und Dächer mit flachgeneigten Dächern (in einem Winkel bis zu 10 Grad). Diese sind beim IIGP-Gelände vorgeschrieben. Lediglich bei Bestandsgebäuden mit Satteldächern, die nicht abgerissen werden, müssen die künftigen Nutzer diese Vorschrift nicht befolgen. Die Verbandsversammlung beschloss einstimmig eine Festsetzung der Begrünung mit 50 Prozent der Dachfläche. Das erspart im Vergleich zu einer gänzlichen Nichtbegrünung beinahe 750.000 Ökopunkte. Gegenwärtig werden Ökopunkte am Markt zwischen 80 Cent und 1,20 Euro gehandelt. Somit sparen auch die IIGP-Mitgliedskommunen indirekt bares Geld. Andererseits wollte man bei der prozentualen Festsetzung der Begrünung nicht noch weiter nach oben gehen, um potentielle Firmen nicht abzuschrecken. Aus zahlreichen Gesprächen mit interessierten Unternehmen gewannen die IIGP-Verantwortlichen allerdings die Erkenntnis, dass Dachbegrünungen nicht auf Abneigung stoßen. Im Gegenteil: Sie sind sogar bis zu einem gewissen Grad willkommen. Zum einen wegen des Umweltaspektes, aber auch, weil es für Investoren unter dem Strich billiger kommt. Eine vorgelegte Kalkulation des Büros Mayer Ingenieure aus Böblingen belegte das. Darin werden die höheren Herstellungskosten für Tragwerk und Statik bei Gründächern mit Gebühren für Niederschlagswasser und Kompensationsauflagen beim Wasserhaushalt verrechnet. Bei einer angenommenen Dachfläche von 5000 Quadratmetern, 50-prozentig begrünt und auf 40 Jahre hochgerechnet nähert sich das Einsparpotenzial rund 100.000 Euro. Selbst bei hoher Inflation dürfte also für die zukünftigen IIGP-Nutzer kein Nachteil entstehen, dafür steht der ökologische Gewinn immer auf der Habenseite. Vor diesem Hintergrund stimmten die Verbandsvertreter guten Gewissens einstimmig einer zwingenden Dachbegrünung von mindestens 50 Prozent zu.

Nach diesem Schritt muss der IIGP immer noch rund 1,824 Millionen Ökopunkte im Zuge der Umwidmung des großen Geländes einbringen. Ein großer Teil davon ist allerdings schon auf dem eigenen Gelände und von Meßstetten in der näheren Umgebung mit Ausgleichs- und Artenschutzmaßnahmen umgesetzt. Der verbleibende Ausgleichsbedarf, so der Beschluss der Versammlung, soll bevorzugt über die Verbandsgemeinden gedeckt werden. Vor allem die Große Kreisstadt Albstadt verfügt aufgrund ihrer enormen Fläche über ein gutgefülltes Ökopunkte-Konto und zeigte schon im Vorfeld der Sitzung entsprechend großes Interesse, diese in bares Geld umzumünzen. Sollten diese angebotenen Ökopunkte wider Erwarten nicht ausreichen, können weitere über die Flächenagentur BW eingekauft werden.

Jahrzehnte alt sind das vorhandene Kanalnetz und die Schächte des ehemaligen Bundeswehr-Komplexes. Reparaturen und Renovierungen sind unerlässlich. Dazu vergab die Verbandsversammlung einstimmig den Auftrag an die Firma LineTec aus Waldorfhässlich zum Brutto-Angebotspreis von fast 353.500 Euro. Das Fachunternehmen wird unter anderem eine Innensanierung mittels Schlauchlining auf über einem Kilometer Länge vornehmen. Außerdem werden die Fachleute zahlreiche Schächte und Zugänge in die Kanal-Unterwelt auf Vordermann bringen. Mit diesen Arbeiten soll in diesem Herbst begonnen werden.

Last but not least stand bei der jüngsten Verbandssitzung noch eine weitere wichtige Vergabe auf der Tagesordnung: Die Einleitung des Rückbaus. Ein Ausschreibungsverfahren inklusive einer Konzeptstudie wird die Firma EPEA aus Stuttgart zum Angebotspreis von 164.000 Euro (brutto) erarbeiten. Mit-Geschäftsführer Marcel Özer persönlich war via Video zugeschaltet und erläuterte das geplante Vorgehen. Der Königsweg sei, soviel Material wie möglich aus Abrissen und Aushub wieder zu verwerten und dieses bei der Gelände-Erschließung (Straßen, Fundamente…) wieder einzubringen. Das spare Geld und vor allem kostbare Rohstoffe. Özer stellte in Aussicht, dass seine Leute ihre Arbeit bis Herbst erledigt hätten und danach die Abrissarbeiten vergeben werden könnten. Die Monate November 2025 bis Februar 2026 sind dann für die eigentlichen Rückbau-Maßnahmen vorgesehen. Diesen begrenzten Zeitraum legen im Übrigen, mit Rücksicht auf die Tierwelt, die Artenschutz-Richtlinien fest.

Bestandsschutz und Öko-Strategie auf dem IIGP-Areal: Gebäude mit Satteldächern, die nicht für den Abbruch vorgesehen sind, dürfen bleiben wie sie sind. Bei Neubauten sind Flachdächer oder Dächer mit einer Neigung bis zu 10 Grad vorgeschrieben. Solche Dächer müssen laut Statuten künftig zu mindestens 50 Prozent begrünt werden.
Foto: Stadt Meßstetten / Volker Bitzer
Diese längst ausgediente Fahrzeugrampe der Bundeswehr ist bald weg. Zur Neuerschließung des künftigen IIGP-Areals gehört auch der Rückbau militärischer Hinterlassenschaften.
Foto: Stadt Meßstetten / Volker Bitzer